Erst erscheint alles so einfach – schließlich sieht eine Solaranlage oder ein Balkonkraftwerk zunächst einmal nach einem relativ simplen Konstrukt aus. Wer dann aber eine solche Anlage anschafft, merkt schnell: Ganz so einfach ist es nicht. Schließlich besteht die Anlage nicht nur aus den Solarpanels, sondern darüber hinaus aus jeder Menge Technik.
Gerade bei den Kabeln gibt es oft Verwirrung – denn diese müssen nicht nur vor der Witterung gesichert und für einen guten optischen Eindruck möglichst versteckt werden, es gibt auch zahlreiche Vorschriften zu beachten. Welche das sind, klären wir in den folgenden Absätzen.
Welche Vorschriften gibt es zum Verlegen von PV-Kabeln?
In Deutschland sind technische Ansprüche an jede Art von Anlage in der Regel ausführlich geregelt. Dabei machen auch Solaranlagen keinen Unterschied. Insbesondere folgende sieben Aspekte müssen daher zwingend berücksichtigt werden:
Spezielle Kabel für den Außenbereich
Für Solaranlagen müssen spezielle Solarkabel verwendet werden, die den Anforderungen der Norm EN 50618 entsprechen. Diese besagt unter anderem, dass die Kabel für den dauerhaften Einsatz draußen geeignet sein müssen und so z. B. Temperaturen zwischen -40 und 125 Grad aushalten müssen. Auch UV-Beständigkeit, Entflammbarkeit und die Beständigkeit gegen Säuren und Laugen sind in dieser Norm geregelt.
DIN VDE 0100-712
Diese Norm muss ebenfalls zwingend eingehalten werden. Sie schreibt vor, dass das Risiko eines Kurzschlusses oder eines Kurzschlusses zu minimieren ist und worauf bei der Kabelverlegung diesbezüglich zu achten ist.
Brandschutzverordnung
Die Kabel müssen gemäß Norm IEC 60332-1-2 unbedingt sehr schwer entflammbar sein. So ist sichergestellt, dass sich Brände nicht oder nur schwer über die Kabel ausbreiten können.
DIN VDE 0298-300
In dieser Norm sind die zulässigen Biegegrade und Befestigungsabstände für Kabel und Leitungen geregelt. Grund ist, dass z. B. ein zu starkes Verbiegen der Kabel zu einer mechanischen Überbeanspruchung und zu einer Gefahr führen könnte.
Verlegung von Gleich- und Wechselstromleitungen
Die Verlegung von Kabeln für Gleichstrom (z. B. von den Solarmodulen) und Wechselstrom (z. B. vom Wechselrichter ins Hausnetz) in einem gemeinsamen Kabelkanal ist unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Alle Kabel in dem Kanal müssen so gut isoliert sein, dass sie auch die höchste Spannung aushalten können, die dort vorkommen könnte. Außerdem muss der Kabelkanal groß genug sein, damit alle Kabel sicher nebeneinander verlegt werden können und nicht die Gefahr besteht, dass sie sich gegenseitig beschädigen.
Korrekte Anbringung
Kabel dürfen nicht lose herumhängen oder so installiert werden, dass sie potentiell beschädigt werden können. Sichergestellt werden kann das z. B. mit Kabelbindern oder Kabelkanälen, um Beschädigungen durch Bewegung, Reibung oder äußere Einflüsse gering zu halten. Auch ein Schutz vor Tierbissen ist wichtig.
Erdung
Mit diesem Thema haben wir uns unter anderem hier bereits beschäftigt. Selbstverständlich muss eine PV-Anlage ordnungsgemäß geerdet werden, um Personen- und Sachschäden abzuwenden.
Alles furchtbar kompliziert – oder doch nicht?
Tatsächlich stimmt es: Es gibt eine ganze Reihe Vorschriften zur korrekten Installation von Kabeln. Allerdings ist es so schlimm dann doch wieder nicht: Denn in der Regel können Sie davon ausgehen, dass die mitgelieferten Kabel bei Solaranlagen und Balkonkraftwerken immer den geltenden Normen entsprechen. Bei Balkonkraftwerken werden Sie außerdem von der Herstellerseite genaue Anweisungen dazu bekommen, wie Sie die Kabel verlegen sollten.
Bei großen Anlagen, bei deren Installation oft in großer Höhe gearbeitet werden muss, sollten Sie ohnehin immer auf Fachpersonal setzen. Den Netzanschluss der Anlage dürfen Sie als Laie nicht selbst vornehmen. Erfahrene Elektriker kennen die Vorschriften gut und sorgen dafür, dass alle Kabel perfekt verlegt sind.
Warum gibt es diese Vorschriften?
Oft ist man hierzulande genervt von der „Regelungswut“ und empfindet die zahlreichen Vorschriften fast schon als Schikane. Dennoch sollten Sie immer daran denken, dass dadurch letztendlich auch Ihre Sicherheit und die Ihres Zuhauses geschützt werden. Kurzschlüsse etwa können verheerende Folgen wie z. B. Brände haben und sollten deshalb mit allen Mitteln verhindert werden.
Neben der Gefahreneindämmung wird aber auch die Funktionalität der Anlage nur durch eine korrekte Verlegung der Kabel gesichert. Bei falscher Verlegung können elektromagnetische Störungen oder mechanische Probleme entstehen, die die Komponenten der Anlage beschädigen. Dadurch kann auch die Lebensdauer der Solaranlage verkürzt werden.
Worauf muss ich beim Verlegen von PV-Kabeln sonst noch achten?
Am einfachsten ist es, wenn Sie die vom Hersteller mitgelieferten Kabel nutzen. So können Sie sicher sein, dass die Kabel mit den Solarpanels kompatibel sind und der Querschnitt passt. Um bei etwaigen Problemen schnell reagieren zu können, ist es sinnvoll, die Kabelverlegung zu dokumentieren und Kabelwege zu kennzeichnen. Auch eine farbige Kennzeichnung der Kabel kann Sinn ergeben.
Beobachten Sie vorab außerdem, welche Tiere sich am Standort der Anlage häufig aufhalten. Vögel, aber vor allem auch Nagetiere, können erhebliche Kabelschäden verursachen. Wenn diese Tiere bei Ihnen häufig vorkommen, kann eine zusätzliche Kabelummantelung sinnvoll sein.
Das Wichtigste: Wenn Sie unsicher sind, sollten Sie auf keinen Fall selbst herumprobieren. Lassen Sie die Kabel dann auf jeden Fall von qualifiziertem Personal verlegen, um spätere Probleme zu vermeiden.