Bei PV-Anlagen handelt es sich um hochkomplexe technische Anlagen, die mit zahlreichen Sicherheitsmechanismen ausgestattet sind. Das Gleiche gilt für das öffentliche Stromnetz – immerhin sind hier alle Haushalte angeschlossen und Fehler und Störungen betreffen direkt sehr viele Menschen. Aus diesem Grund hat der Netzbetreiber auch in gewissem Sinne die Kontrolle über Ihre Solaranlage und kann sie im Notfall abschalten, um Spannungsprobleme im Netz zu verhindern.
Doch in welchen Situationen passiert das? Und haben Sie in einem solchen Fall Anspruch auf eine Entschädigung? Das klären wir in den folgenden Absätzen.
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Kann ich bei der Abschaltung meiner PV-Anlage eine Entschädigung vom Netzbetreiber bekommen?
Die gute Nachricht zuerst: Ja, wenn Sie eine Solaranlage betreiben und diese von Ihrem Netzbetreiber ausgeschaltet wird, können Sie unter bestimmten Umständen eine Entschädigung bekommen, insbesondere für die entgangene Einspeisevergütung. Ausschlaggebend ist hier allerdings, warum die Anlage ausgeschaltet wurde. So erhalten Sie keine Entschädigung, wenn von Ihrer Anlage Probleme ausgingen, die das Netz gefährdeten.
Aus welchem Grund werden PV-Anlagen vom Netzbetreiber abgeschaltet?
Es gibt verschiedene Gründe, warum PV-Anlagen vom Netzbetreiber abgeschaltet werden, aber in der Regel ist dies immer mit dem Ziel verbunden, das Stromnetz zu stabilisieren. Dies ist wichtig, damit sich alle Netzteilnehmer jederzeit auf ein zuverlässiges und funktionierendes Stromnetz verlassen können – davon profitieren also auch Sie!
Ein häufiger Grund für die Abschaltung von Solaranlagen sind Wartungsarbeiten am Stromnetz. In diesen Fällen wird die Leistung geplant unterbrochen. In der Regel werden Sie darüber informiert.
Auch das Verhindern einer Überlastung des Stromnetzes ist ein wichtiger Grund, warum Anlagen temporär abgeschaltet werden. Gerade an Tagen mit sehr hoher Sonneneinstrahlung kann es durchaus dazu kommen, dass zu viel Strom aus erneuerbaren Energien das Netz überlastet. In diesem Fall unterbricht der Netzanbieter den Betrieb Ihrer Solarpanels zu Spitzenzeiten.
Redispatch-Maßnahmen – was ist das und welche Ansprüche habe ich?
Seit 2021 gilt § 13a des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG), der regelt, wann Sie Anspruch auf Entschädigung haben, wenn Ihr Netzbetreiber Ihre Anlage vorübergehend abschaltet. Als Redispatch-Maßnahmen werden alle Eingriffe bezeichnet, die der Netzbetreiber unternimmt, damit das Stromnetz stabil bleibt. Alle Betreiber mit Anlagen mit einer Leistung über 100 kWh müssen die technischen Voraussetzungen schaffen, um dem Netzbetreiber solche Maßnahmen zu ermöglichen. Wenn Ihre Anlage im Rahmen von Redispatch-Maßnahmen abgeregelt wird, erhalten Sie eine Entschädigung für den entgangenen Strom. Die Höhe richtet sich nach den entgangenen Einnahmen aus der Einspeisevergütung.
Redispatch-Maßnahmen sind für Betreiber von Solaranlagen nicht Schlechtes, denn auch sie profitieren von einem sicheren Stromnetz. Sollten dadurch Verluste entstehen, haben Sie Anspruch auf Entschädigung. Wie hoch diese ausfällt, ist im Einzelfall zu prüfen.
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Werden auch Balkonkraftwerke gelegentlich abgeschaltet?
Da Balkonkraftwerke nur maximal 800 Watt Leistung erzielen, fallen sie unter die Grenze für Redispatch-Maßnahmen und sind in der Regel von Netzabschaltungen nicht betroffen. Meistens sind Balkonkraftwerke nicht fernsteuerbar und auch nicht beim Netzbetreiber registriert, sodass eine Abschaltung gar nicht möglich ist. Da sie nur kleine Mengen an Strom produzieren, ist es zudem unwahrscheinlich, dass Balkonkraftwerke für eine Überlastung des Stromnetzes sorgen.
Balkonkraftwerke sind in der Regel dafür gedacht, den Eigenbedarf an Strom zu decken. Da damit keine hohe Einspeisevergütung erzielt wird, gibt es auch keine Entschädigung.
In welchen Fällen bekomme ich eine Entschädigung und wie hoch ist diese?
Wenn Ihre Anlage von einer Redispatch-Maßnahme betroffen ist, haben Sie als Betreiber Anspruch auf eine Entschädigung. Es ist klar geregelt, wann eine Entschädigung erfolgen muss und wie hoch diese ausfällt. In der Regel schließen Sie mit Ihrem Netzbetreiber eine Vereinbarung über die Berechnung etwaiger Entschädigungszahlungen.
Meistens wird die Entschädigung auf der Grundlage von Durchschnittswerten ermittelt und soll den Wert ermitteln, den die Anlage aufgrund der Abschaltung nicht generieren konnte. Außerdem ist wichtig, ob die Anlage auf 0 heruntergeregelt wurde oder z. B. nur auf 30 oder 60 % ihrer Leistung. Meistens wird eine Summe in Höhe des Wertes von ca. 90-95 % der entgangenen Leistung ersetzt.
Beispielrechnung: | |
Installierte Leistung | 100 kW |
Dauer der Abregelung | 1 Stunde |
Theoretische Einspeisung | 100 kW * 1 h = 100 kWh |
Entgangene Einnahmen | 100 kWh * 0,10 € = 10,00 € |
Entschädigung (95%) | 10,00 € * 0,95 = 9,50 € |
Wie häufig sind Redispatch-Maßnahmen?
Da immer mehr Solaranlagen ans Netz gehen, steigt an sonnigen Tagen auch die Gefahr einer kurzfristigen Überlastung des Stromnetzes. Aus diesem Grund werden Redispatch-Maßnahmen auch immer häufiger. Im zweiten Quartal des Jahres 2024 verursachten Redispatch-Maßnahmen Kosten in Höhe von ca. 217 Millionen Euro.
Da der Ausbau erneuerbarer Energien immer weiter voranschreitet, ist davon auszugehen, dass solche Maßnahmen immer häufiger werden. Für Betreiber von Anlagen ist das aber aufgrund der automatischen Entschädigung kein Problem.
Wie merke ich, dass gerade eine Redispatch-Maßnahme angewendet wird? Werde ich automatisch entschädigt?
In der Regel läuft der Prozess automatisch ab, das heißt, der Netzbetreiber informiert Sie über stattgefundene Redispatch-Maßnahmen und Sie bekommen die Entschädigung automatisch. Meistens müssen Sie dem Netzbetreiber allerdings dafür einmalig bestimmte Daten als Berechnungsgrundlage zur Verfügung stellen. Ein großer bürokratischer Aufwand entsteht aber nicht.